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Kurz notiert

Nun ist er also bald weg – der schöne AfE-Turm auf dem ehemaligen Universitätsgelände in Bockenheim – am 02. Februar, d.h., in wenigen Tagen schon, soll er gesprengt werden. Ich meine, es stimmt schon, der Fahrstuhl galt bereits während meiner Studienzeit so sicher wie eine Achterbahnfahrt, es war nie richtig klar, ob es tatsächlich rauf oder runter geht oder ob man womöglich für Stunden darin festsitzen würde (derlei Gerüchte kursierten). Es stimmt auch, dass Frankfurt dringend günstigen Wohnraum benötigt. Weshalb beraubt sich die Stadt aber konsequent ihrer architektonischen Perlen?

Wer an dieser Stelle künftig bauen darf, steht momentan auch noch nicht fest. Gerade erst wurde ein Realisierungswettbewerb für den Hochhausbau ausgelobt. Die neue „Karl-Marx-Allee“ im sog. Europaviertel lässt allerdings nichts Gutes erahnen. Die Straßen dort tragen Namen wie Paris, Madrid, Moskau oder Stockholm. Doch was den Anschein von Internationalität und Weltmetropole erwecken möchte, ist in Wirklichkeit eine triste Aneinanderreihung von Betonbauten, ohne ausreichend Grünflächen für die vielen neu hinzugekommenen Anwohner.

Die Gestalter des geplanten Kultur-Campus in Bockenheim sollten nicht die gleichen Fehler machen, wie die Bauherren des Europaviertels. Inzwischen gibt es völlig neue Formen des Bauens und gerade Frankfurt mit seinen innovativen Ernst-May-Siedlungen und seiner internationalen Hochhausarchitektur, sollte sich seiner kreativen Kräfte besinnen. Gefragt ist eine Bauweise, die abwechslungsreich ist und auch niedrige Bauten zulässt, sowie ausreichend Platz zwischen den Wohnblocks einkalkuliert. Auch in Deutschland haben Leute durchaus ein Bedürfnis, sich im Freien aufzuhalten. In Relation zu den Anwohnern des Viertels ist die als Park angedachte Grünfläche viel zu klein – schlichtweg ein Witz.

Doch zurück zum Kultur-Campus: hier wäre es um so viel spannender, man würde den Turm wohngerecht umgestalten, statt ihn einfach abzureißen, um somit bauliche Innovationen ins Innere des Gebäudes verlagern zu können. Auf diese Weise könnte ein „grüner“ Turm mit dem Fokus auf mehr Nachhaltigkeit und vor allem mit viel Platz für Anwohner unterschiedlicher Alters- und Berufsgruppen geschaffen werden. Oder gibt es für derlei Ideen in Frankfurt einfach keinen Platz?